Ulassai #2

Normalerweise war ich immer der Meinung, dass das Internet- und Blogverhalten anderer Menschen ihrem Gemütszustand entspräche. Und obwohl ich erst gestern meinen ersten Eintrag gemacht habe, kann ich nicht anders und möchte eine kurze Anekdote mit euch teilen, die unser Familienleben aufs herrlichste beschreibt.

Nach einer langen Fahrt sind wir heute am frühen Nachmittag endlich in Ulassai angekommen und wurde von unseren Freunden (in der Szene schimpft man sie die Ewoolutions) empfangen. Durch den nachlassenden Stress der letzten Monate hat sich nun mein Körper gestern Abend dazu entschlossen krank zu werden und so liege ich im frisch ausgebauten Bus und versuche mich zu erholen, während die anderen alles für das Highline- Halloween vorbereiten und ein paar Routen knipsen.

 

Während ich hier so liege und vor mich hin sinniere, höre ich die Geräuschkulisse von einer überschaubaren Menschenmenge in typisch italienischer Lautstärke langsam näher kommen. Einer nach dem anderen lugt zaghaft in die geöffnete Bustür und begrüßt mich herzlichst. Nachdem sich auf ein Neues lauthals vor dem Bus kurzgeschlossen wurde, kommt ein junger Mann der Gruppe in den Bus und berichtet mir in stockendem Englisch, dass er ein Geschenk für meine Tochter habe. So…nochmal kurz zur Wiederholung: da sitzt se im Bus, irgendwo im Nirgendwo, kommen n Haufen Italiener und wollen ihrer Tochter aus heiterem Himmel ein Geschenk geben…WAS?

Der junge Italiener guckt in die Tüte und beschreibt mir den Inhalt. Saft, Obst und selbstgemachtes Brot von seiner Tante, die nun mittlerweile auch verlegen in den Bus herein schielt. Es stellt sich heraus, dass es auf Sardinien um die Halloween Zeit herum einen Brauch zu geben scheint, bei dem alle Kinder beschenkt werden. „To sweeten up their soul“ oder sowas in der Art. Ich geben zu, es ist mir schwer gefallen seinen Ausführungen zu folgen aber ich glaube so oder so ähnlich war seine Begründung.

 

Dieser kleine Zwischenfall ist ein ganz hervorragendes Beispiel für unseren alltäglichen Familienwahnsinn. Egal wo wir uns bewegen, ob bekannte oder fremde Umgebung, mit Paul und Frida öffnen sich meistens binnen Sekunden ungeahnte Türen. Frida, dieses zuckersüße und freundliche kleine Wesen, ist der beste Mittelsmann in jeglichen Situationen. Und auch Paul, mit seiner Art sich direkt allen Menschen in seiner Umgebung bekannt zu machen, hat mir schon so einige unangenehme Kennenlerngespräche erleichtert. Ich kann einfach nur da sitzen und genießen. Ich glaube wir sind schon eine ganz gute Mischung, wir Paulerts.

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